- Die USA steigen aus dem INF-Vertrag aus und schüren damit Ängste vor einem neuen atomaren Wettrüsten.
- Atomare Mittelstreckenraketen sind technisch betrachtet jedoch von
vorgestern. Die Schauplätze des Wettrüstens haben sich längst erweitert.
- Autonome Panzer und Drohnen könnten künftig selbst über Zielauswahl und Zielbekämpfung entscheiden.
Die Welt war einmal wesentlich überschaubarer. Als die Weltkriege des 20.
Jahrhunderts ausgefochten waren, standen sich noch zwei große Blöcke
gegenüber. Die Atomraketen waren in dieser Machtarithmetik eine
verlässliche Waffe, um das Schwarz-Weiß-System zu zementieren. Solange
sich beide Seiten auslöschen konnten, war die Gefahr zwar nie gebannt,
aber doch begrenzt, dass einer der beiden Kontrahenten tatsächlich zum
äußersten Mittel greifen würde: Wer riskiert es schon, den anderen zu
vernichten, wenn der Preis dafür die eigene Vernichtung ist?
"Gleichgewicht des Schreckens" hieß das. Mit dem Ende des Kalten Krieges
schien dieser Dualismus ein Relikt der Vergangenheit zu sein.
Aber die Atempause war nur von kurzer Dauer, wie
auch die Aufkündigung des INF-Vertrags vom Freitag zeigt. Und inzwischen
sind neue Schauplätze des Wettrüstens hinzugekommen. Kriege der
Zukunft, da sind sich Militärstrategen sicher, werden nicht nur im Feld,
sondern auch im Cyberspace ausgefochten. Künstliche Intelligenz und
Waffensysteme, die den Menschen ersetzen können, bringen eine neue
Dynamik in die Konflikte des 21. Jahrhunderts.
Die meisten Atomwaffen sind so modern wie Röhrenfernseher
Russen und Amerikaner modernisieren bereits seit Jahren ihre nuklearen Arsenale. Das Ziel einer Welt ohne Atomwaffen,
vor ein paar Jahren noch vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama
formuliert, ist aus dem Sichtfeld geraten. Auch wenn es redliche
Versuche gibt und 120 Staaten einen
Verbotsvertrag für Atomwaffen beschlossen haben, für die Nuklearmächte
und Verbündete wie Deutschland ist das Dokument nur ein bedeutungsloses
Stück Papier. Selbst die Friedensnobelpreisträgerin Beatrice Fihn von
der Kampagne zum Verbot von Nuklearwaffen sagt: Atomraketen werden nicht
so bald verschwinden, sie werden nur ihren Sinn verlieren,
irgendwann einmal.
Aus technischer Sicht sind die meisten Atomwaffen schon heute aus der
Zeit gefallen und in etwa so modern wie Röhrenfernseher. Ihre
Instandhaltung und Weiterentwicklung ist teuer, der Einsatz nach wie vor
undenkbar, solange nicht die eigene Todessehnsucht Überhand gewinnt.
Nur an ihrem Nutzen als Abschreckungsmittel hat sich nichts geändert,
das macht sie für Amerikaner, Russen und Diktatoren wie Kim Jong-un noch
immer zur ultimativen Waffe. Es gibt indes eine Ausnahme, an der die
USA, Russland und China forschen: Überschallraketen, die mit mehr als 5000
Stundenkilometern Durchschnittsgeschwindigkeit unter feindlichem Radar
fliegen und so einen Gegenschlag unmöglich machen könnten.
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