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вторник, 22 января 2019 г.
Le Pen spielt mit anti-deutschen Ressentiments
Deutsch-französische Freundschaft
Marine le Pen bei einem Wahlkampfauftritt für die Europawahl in Paris am 13. Januar. (Foto: AP)
Die französische Rechtsextremistin schmäht aus
Wahlkampfgründen den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag als
Verrat an den Franzosen. Ihre Botschaft: Seht her, Macron verkauft euch
an Berlin!
Kommentar von Nadia Pantel, Paris
Die Beziehungen zwischen Nachbarländern sind oft
banal. Franzosen fahren aus dem Elsass mit der Straßenbahn ins deutsche
Kehl, um dort im Drogeriemarkt Windeln oder Rasierschaum zu kaufen, weil
das günstiger ist als in Frankreich. Deutsche Studenten können von
Freiburg aus ohne Umstände Kurse an der Universität Straßburg belegen
und so nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern auch eine neue
Perspektive auf ihr Studienfach bekommen.
Sollten sie sich im Rahmen dieser kleinen
Bildungsreise verlieben, wie es Studenten eben tun, und dann vielleicht
irgendwann ein Kind machen, wie es manche Verliebte eben tun, können sie
dieses Kind in einer Kita betreuen lassen, in der, ebenso wie zu Hause,
Deutsch und Französisch gesprochen wird.
All diese Harmlosigkeiten des Alltags werden von
grenzüberspannenden Abkommen und Absprachen geregelt. Und jede dieser
Absprachen ist ein Sieg über die Jahrhunderte von Krieg, Dämonisierung
und Entfremdung, die Franzosen und Deutsche zu lange getrennt haben.
Le Pen beruft sich auf anti-deutsche Ressentiments
Glaubt man nun der französischen rechtsextremen
Marine Le Pen und ihrem deutschen Geistesbruder Alexander Gauland von
der AfD, sind diese Absprachen alles andere als harmlos. Die Neuauflage
des Élysée-Vertrages, die heute von Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aachen unterschrieben wird, nennt Le Pen einen Verrat am französischen Volk.
Paris ordne sich Berlin unter, Macron wolle die Franzosen unter
anderem zwingen, Deutsch zu lernen. Und Gauland fragt im Bundestag, mit
welchem Teil Frankreichs man denn nun eigentlich verhandelt habe, wo
doch die Proteste der Gelbwesten zeigen würden, dass es gar kein einiges
Frankreich mehr gäbe.
Gauland dürfte die Regeln einer Demokratie gut genug kennen, um
zu wissen, dass Verträge zwischen gewählten Regierungen ausgehandelt
werden. Im Fall des Élysée-Vertrags wurde zudem an einem Abkommen
zwischen deutschen und französischen Parlamentariern gearbeitet.
Gerade Letzteres ist eine beeindruckende Leistung und ein
fruchtbares Experiment, das die Abgeordneten beider Länder einander
deutlich näher gebracht hat. Indem Gauland so tut, als seien die
binationalen Absprachen Teil einer Geheimverschwörung, zeigt er einmal
mehr, wie wenig er die Institutionen respektiert, zu denen er
jetzt gehört.
Le Pens Ausfälle gegen den Élysée-Vertrag gehen noch weiter. Sie
beruft sich auf anti-deutsche Ressentiments und beschwört die Franzosen,
sich gegen den Vertrag zu wehren. Das würden sie "ihren Eltern,
Großeltern und Urgroßeltern" schulden, die "für die Freiheit Frankreichs
gekämpft haben".
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